Vorbemerkung

Dies ist die Langfassung eines Beitrags, den die Schulgarten-AG für den Wettbewerb "Schulwandern 2016" eingereicht hat. Auf der Internetseite des deutschen Wanderverbandes gibt es viele spannende Wander-Ideen aus dem ganzen Land zu bestaunen. Ihr könnt und sollt eure Stimme für unseren Schulbeitrag abgeben, die Gruppe sollte gewinnen, finden wir.

Abstimmen geht so: Klicke auf "Wanderungen" und suche den Beitrag des Gymnasiums Nordhorn. Klicke dann auf das Bild ("Mehr anzeigen"); der Beitrag wird auf der Hauptseite angezeigt. Rechts in diesem Fenster kann man dann für unsere Gruppe abstimmen. Tipp: Wenn man "Nordhorn" in das Suchfeld eingibt, wird der Beitrag zwar gefunden, aber man nirgends klicken. Mitmachen! Zur Stimmabgabe bitte hier klicken.

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Wanderung am blauen Band

Am Samstag, den 14.05.2016, haben 16 SchulgärtnerInnen des Gymnasiums Nordhorn gemeinsam eine Wanderung nach Hesepe unternommen – immer an dem Flüsschen „Vechte“ entlang! Dort waren wir beim Biohof Hüseman angemeldet und durften uns unter fachkundiger Leitung umsehen.

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Was führte zu dieser Erkundungstour?

Seit einigen Jahren wird in der Grafschaft Bentheim oft über die Maisfelder geklagt, die sich wegen der lukrativen Biogas-Anlagen immer weiter ausbreiten. Die Schulgarten-AG ist davon mittelbar betroffen, weil unsere Honigbienen kaum noch Gelegenheit finden, Rapshonig zu bilden. Das ist für uns Feinschmecker ärgerlich und so werden wir auf das Thema Diversität in der Landwirtschaft aufmerksam. Ein Biohof soll uns nähere Erkenntnisse zum Vergleich von konventionellem und ökologisch geprägtem Landbau bringen. Da wir nebenbei selbst Obst, Gemüse, Kräuter und Staudenpflanzen kultivieren, sind viele SchülerInnen scharf darauf, ganz nebenbei ein paar Garten-Tricks abzuschauen.

Wanderkarte: Immer an der blauen Linie entlang…

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Unsere Vorgehensweise

Damit die Wanderung allen die Augen öffnet, ohne total verschult daher zu kommen, bekommt jeder einen Bestimmungsschlüssel ausgehändigt, eine Becherlupe überreicht und der/dem einen oder anderen auch ein Fernglas umgehängt. Aufgaben gibt’s keine. Unsere Fundstücke und Beobachtungen laden später ganz von selbst zum Nachschlagen und Ausspähen ein.

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Interessanterweise eröffnet uns gleich der erste Wanderabschnitt eine große Vielfalt an krautigen Pflanzen und Wasservögeln sowie Muscheln. Damit haben wir so nah am Schulgebäude gar nicht gerechnet! Da ist uns jahrelang ein kleines Paradies entgangen…

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Wir orientieren uns auf unserem Weg nicht an einer Landkarte, sondern an Fotos, die ein kleiner Vortrupp unserer Gruppe bereits in den Osterferien geschossen hat. Nacheinander werden die Fotos aufgeschlagen, das nächste dort abgebildete Ziel angesteuert und dann wird weitermarschiert. Dadurch entsteht eine Art Schnitzeljagd, die zusätzlich jeden dazu auffordert, die Gegend ganz genau in Augenschein zu nehmen. Nebenbei werden verschiedenste Laubblätter gesammelt: „Haben wir das schon? Ist das dasselbe wie dies?“ „Weißt du, was für ein Baum das ist?“

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Wir haben schon im Vorfeld verabredet, dass Fußkrankheit auf dem Weg kein Thema ist, dafür haben wir untereinander regelmäßige Pausen verabredet. Geeignete Plätze hat wiederum der Vortrupp ausgekundschaftet. Unsere erste Pause verbringen wir daher an einem Vechte-Altarm inmitten hoher Gräser im Schatten von verschiedenen Weiden und Pappeln. Picknick!!!

Wasservögel sind hier eher zu hören als zu sehen, dafür sitzen wir auf einmal Aug in Aug mit verschiedensten Insekten. Manche Gärtner lassen misstrauische Blicke kreisen: „Der sticht doch nicht?“ „Kennst du die?“

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Eine weiße Tischdecke wird ausgebreitet und wir beginnen die mitgebrachten Laubblätter nach ihrer Form zu sortiert. Gar nicht so einfach! Außerdem zerrt ein Windstoß nach dem anderen an unserem Kunstwerk, da heißt es Geduld haben…

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Schließlich wird klar, dass die Anzahl unserer Beispiele beachtlich ist, auch wenn wir auf dem Weg nur hier und da ein Blatt abgepflückt haben. Da Laubblätter so viele verschiedene Kennzeichen aufweisen, muss die Zuordnung teilweise ausdiskutiert werden.

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Ortsansässige Landwirtschaft im Vergleich Am Biohof angekommen fallen uns mehrere ungewöhnliche Eigenheiten des landwirtschaftlichen Betriebes auf: Familie Hüseman züchtet Milchvieh und Schlachtvieh, besitzt aber keine Riesengruppen im Stall oder die uns bekannten Melkcomputer, die vollautomatisch füttern und melken. Nur ca. 40 Tiere werden gezählt.

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Die meisten weiden auf einer nah gelegenen Wiese, die ziemlich bunt daher kommt. Herr Hüseman erklärt, dass auf diesem Hof eine möglichst breite Auswahl an Kräutern und Gräsern auf den Wiesen willkommen ist – er hat allerdings ein Auge darauf, dass krank machende Pflanzen sich nicht auf der Fläche ausbreiten. Mit der chemischen Keule wird in einem solchen Fall nicht gearbeitet, sondern da heißt es mechanisch Pflanzen ziehen. Genau wie auf dem Kartoffelacker einen Kilometer weiter, der uns Hobbygärtnern zunächst einen Schreck einjagt: Die Kartoffelpflanzen verstecken sich fast in einem bunten Strauß von Beikräutern. Ein Vergleich zu unseren Patenbeeten drängt sich auf. Wovon wir selbst im Schulgarten auch nicht verschont bleiben, droht auch hier, Familie Hüseman muss regelmäßig „Unkraut“ ziehen!

Neben den Kühen gibt es noch Hühner auf dem Hof, die hier ein artgerechtes Leben führen. Es wird darauf geachtet, dass alle genügend Platz haben und ein ökologisch sinnvoll produziertes Futter bekommen, dass verschiedene Hähne ihre Hühnergruppen zusammenhalten, dass genügend Schlafplätze vorhanden sind und ein schönes Sandbad möglich ist. Die Hühner können sogar über eine selbstgebaute Hühnerbrücke das Gelände auf der gegenüberliegenden Straßenseite erreichen. Das Angebot wird gerne angenommen, wie wir beobachten können. Nebenbei lernen wir, dass braune Hühner nicht immer braune Eier legen und weiße Hühner nicht automatisch weiße.

Vielfalt auf dem Biohof?

Und wie! Neben der Milchvieh- und Hühnerhaltung werden Kartoffeln angebaut, dazu etwas Getreide und auch etwas Mais, um selbst Futter herzustellen. Wiesen präsentieren sich vielfältig, der Kartoffelacker leider auch. Dafür wird an unkrautvernichtenden Substanzen gespart, die Auflagen für Biohöfe sind streng. Beim Anbau wird darauf geachtet, dass auf den Feldern nacheinander unterschiedliche Pflanzen abgeerntet werden, um den Boden nicht einseitig auszulaugen. Damit dieser sich immer wieder erholen kann, werden regelmäßig Zeiten eingeplant, in denen die Äcker zu Wiesen werden. Im Kleinen arbeiten wir im Schulgarten nach demselben Prinzip. Statt mit künstlichen Düngemitteln zu arbeiten, haben wir im letzten Jahr begonnen, Gründüngung auszuprobieren. Das wollen wir in diesem Jahr ausbauen.

Von großen Maisfeldern ist weit und breit nichts zu sehen. Vielleicht sollten wir unsere Honigbienen mal nach Hesepe schicken?

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Zum Schluss

Wir haben uns gemeinsam noch einmal den Kopf über das Thema „Bio-Diversität“ zerbrochen. Hier ein kleiner Ausschnitt aus den Schüler-Rückmeldungen:

  1. Hast du vor unserer Wanderung an der Vechte entlang mit Artenvielfalt gerechnet? Hältst du diesen Wasserweg durch die Grafschaft Bentheim für einen artenreichen Lebensraum?
    • Ja, hätte ich, da ich eigentlich immer, wenn ich mit dem Fahrrad an der Vechte entlang fahre, viele verschiedene Tiere und Pflanzen sehe. (Zumindest in Bereichen, die ein Stück von dem Stadtzentrum und großen Straßen entfernt sind.)
      Somit denke ich denke schon, dass die Vechte in der Grafschaft Bentheim ein artenreichen Lebensraum ist, sofern nicht Autolärm und Stahlwände als Abgrenzung zwischen Land und Wasser die Natur stören.
    • Ja, besonders für Mücken, Fliegen und andere Insekten
    • Ich habe mit der Artenvielfalt gerechnet, da die Vechte noch sehr natürlich aussieht und nicht überall begradigt ist. An den Seiten gibt es noch sehr viel Grün und ich glaube, der Lebensraum ist für viele Tiere optimal.
    • Ja, ich habe damit gerechnet, dass wir viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten an der Vechte entdecken können, da es allein schon in der Vechte viele Fischarten gibt. In den angrenzenden Feuchtgebieten gab es viele Mücken und andere Insekten. Auf den Wiesen an der Vechte leben sicher viele Feldmäuse und andere kleine Tiere, da auch Greifvögel über den Wiesen kreisten. Ich halte den Bereich am Wasser für sehr artenreich.
  2. Bio-Diversität - alle reden davon. Was genau bedeutet "Vielfalt des Lebendigen" für dich?
    • Dass es viele Lebewesen auf der Welt gibt, Milliarden verschiedene Arten.
    • Für mich bedeutet dies, dass z.B. auf vielen Feldern in näherer Umgebung nicht nur jedes Jahr der gleiche Futtermais angebaut wird, sondern, dass man auf jedem Feld eine andere Pflanze, evtl. auch eine ältere, nicht mehr bekannte Art, vorfindet. Diese sollten auch mit verschiedenen mehr oder weniger seltenen Tierarten im Gleichgewicht leben.
    • Ich finde Bio-Diversität wichtig, da es viele verschiedene Pflanzen und Lebensräume für viele verschiedene Tiere gibt.
    • Ich weiß nicht genau, was das für mich bedeutet, aber ich könnte mir darunter vorstellen, dass damit die Vielfalt unter den Arten gemeint ist. Ich finde es wichtig, dass keine weiteren Arten aussterben und man auf Wanderungen möglichst viel entdecken kann. Es wäre doch langweilig, wenn wir auf einer größeren Fläche an der Vechte z. B. nur Efeu finden würden, oder?
  3. Wie ließe sich Bio-Diversität an der Vechte/bzw. in der Landwirtschaft weiter ausbauen?
    • Ich denke, man könnte mit Landwirten über dieses Thema sprechen und sie evtl. auch mit Geldbeträgen unterstützen, da die Umstellung auf Bio ja meist auch etwas kostspielig ist. An der Vechte könnte man weiterhin darauf achten, dass die Vielfalt, die aktuell vorhanden ist, erhalten bleibt und mit Schildern darauf aufmerksam machen. Außerdem könnte man in bestimmten Gebieten Schutzzonen, also Naturschutzgebiete einrichten. (Soweit die nicht schon vorhanden sind.)
    • Die Vechte soll so natürlich wie möglich gelassen werden und nicht überdüngt werden.
    • Ich verstehe die Aufgabe vielleicht falsch, aber ich denke das so: Man könnte Naturschutzprojekte durchführen, damit z. B. eine bedrohte Art nicht ausstirbt oder man kauft nur bei Ökobauern ein, die die Tiere artgerecht halten und den Pflanzen keine schädlichen Giftstoffe spritzen. Dadurch wird die Vielfalt unter den Arten höher und nichts stirbt aus. Außerdem kann man sich sicher sein, dass man etwas Ordentliches kauft.
  4. Wenn du eine weitere Wanderung für uns planen wolltest/würdest, worauf würdest du achten, welche Wünsche kämen dir in den Sinn?
    • Ich würde wieder einen Weg wählen, der nicht zu weit ist, und darauf achten, dass alle Spaß haben.
    • Bei einer nächsten Wanderung würde ich mehr Pausen einlegen, nicht nur zum Ausruhen, sondern, wenn gutes Wetter ist, mehr Pausen, um „Entdeckungen“ zu machen. Da bei uns aber kein gutes Wetter war, konnten wir das schlecht machen. Außerdem hätte ich es schöner gefunden, wenn wir das mit den Bildern, die zum Ziel führen, etwas schwerer gemacht hätten, denn dann wäre es etwas lustiger geworden zu sehen, wie die anderen in die falsche Richtung laufen. ;)
    • Mich hätte auch interessiert, was für ein Leben es im Wasser gibt (Fische und Pflanzen).