Am Montag, den 15. Mai, konnten Schüler/ innen aus Geschichtskursen der Q2 und einigen Klassen 10 drei betagten polnischen Zeitzeuginnen zuhören. Sie berichteten von ihrem persönlichen Schicksal und dem ihrer Familien, die in allen drei Fällen verbunden sind mit dem Warschauer Aufstand im Sommer 1944 und dem Überleben des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau.

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Halina Brzozowsla-Zdunczyk und Barbara Pankowska, diese mit ihrer Mutter, waren nach der Niederschlagung des Aufstandes nach Auschwitz deportiert worden, beide damals 12 Jahre alt. Die beiden Damen berichteten, leise, gefasst und vor hochkonzentrierten Schülern, vom sog. Kinderblock, den Baracken, in denen sie zu hunderten zusammengepfercht waren, von Appellen, die sie z. T. barfuß in Eiseskälte aushalten mussten, von unvorstellbarem Hunger, von Arbeiten, wie dem Ausleeren der Latrinen, von Bildern und vor allem Gerüchen, die sie bis heute in sich tragen. Barbaras Mutter starb kurz nach der Befreiung des Lagers, sie selbst wurde von ihrem Vater in einem Waisenhaus wiedergefunden. Halina zog nach Auflösung des Lagers ihre kleine schwerkranke Schwester auf einem Tischchen bis ins 60 km entfernte Krakau, wo sie in die Obhut des Roten Kreuzes kamen. Auch die jüngste der drei Zeitzeuginnen, Elzbieta Podbielska, gehörte zu den „Auschwitzkindern“, aber zu den ungeborenen. Sie berichtete vor allem vom brutalen „Todesmarsch“, den ihre hochschwangere Mutter überlebte, weil ihr die Flucht gelang.

Nicht nur die unmittelbaren Erlebnisse im Zusammenhang mit „Auschwitz“ beeindruckten die Schüler/ -innen, sondern auch die Berichte über das „Leben danach“ – über jahrelanges Kränkeln, das Schweigen der Mutter, aber auch über glückliche Lebensläufe in harmonischen Familien.

Nach ihren Berichten gingen die Zeitzeuginnen ausführlich und auch sehr persönlich auf die Fragen der Schüler/ -innen ein. Sehr deutlich brachten die Damen zum Ausdruck, dass das Grauen von damals nicht ihre heutige Einstellung zu Deutschland und den Deutschen bestimme. Frau Podbielska sah auch ihre Positionierung gegen nationalkonservative Strömungen in Polen als Teil ihrer historischen Verantwortung.

Die Schüler bestätigten im Nachgespräch, dass die Teilnahme an dieser „anderen Geschichtsstunde“ für sie lehrreich und bewegend war – auch in dem Bewusstsein, dass es eine solche Gelegenheit bald nicht mehr geben wird.

Karin Beckmannshagen