,,Tretet ein, denn auch hier sind Götter“. Diese Worte waren auf den Bühnenwänden gleich zu Beginn der Vorstellung zu lesen. Die Klasse 10c und weitere Oberstufenklassen des Gymnasiums Nordhorn besuchten „Nathan der Weise“ im KTS. 235 Jahre nach der Uraufführung kann das Schauspiel von Gotthold Ephraim Lessing Zuhörer noch nachdenklich machen.

Das anfangs genannte Zitat bedeutet, dass Gott überall anzutreffen und zu spüren ist und nicht nur in Bereichen, die jeder sofort mit Religion verbindet. Die Botschaft ist also: Nicht im Besonderen, sondern im Alltäglichen wirkt das Göttliche. Die Lehre des Stückes von Toleranz und Respekt vor anderen ist noch aktuell, da es heute wie früher Konflikte zwischen (religiösen) Gruppen gibt.

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Lessings Drama spielt in Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge (1192). Der vom Sultan begnadigte Tempelherr rettet die Tochter des Juden Nathan aus dessen brennendem Haus. Nathan möchte den Mut des Tempelherrn belohnen, aber der stolze und verbohrte Tempelherr lehnt jede Art von Dank ab, bis er sich in Recha, Nathans Tochter, verliebt. Nathans Freund, der im Dienst des Sultans steht, versucht Nathan zu überreden, dem Sultan Geld zu leihen. Auf diese Weise entstehen neue Bekanntschaften unter den Charakteren, die auf ein überraschendes Ende zulaufen.

Das Bühnenbild, an dem während der zweieinhalbstündigen Aufführung nur leichte Veränderungen vorgenommen werden, wirkt eher monoton. Dass die grauen Wände die Klagemauer Jerusalems darstellen, war ohne Internetrecherche nicht ersichtlich. Auch war die Sprache des Bühnenklassikers, metrisch gebunden und voller rhetorischer Mittel, nicht immer sofort zu verstehen.

So ist das Schauspiel der sechs Akteure der Schlüssel, den Dramenklassiker zu begreifen. Durch die schauspielerischen Leistungen aller und vor allem durch das beeindruckende Auftreten des Hauptcharakters Nathan (gespielt von Martin Schwartengräber) wirkte die Inszenierung von Bettina Rehm authentisch. Die Emotionen wie die tiefe Traurigkeit des Tempelherren (gespielt von Moritz Nikolaus Koch) und die übermütige Freude Rechas (gespielt von Lilli Meinhardt) waren nachvollziehbar und gaben den Zuschauern einen Blick auf die Charaktere und ihre Konflikte.

Luca Uhlenbusch und Enno Bült (10c) in Zusammenarbeit mit Kirsten Rigterink