106 Schülerinnen und Schüler erhalten 2019 ihr Reifezeugnis am Gymnasium Nordhorn

Im Konzert- und Theatersaal fand die Entlassungsfeier des diesjährigen Abiturjahrganges 2019 statt. Sie stand unter dem Motto ABIKALYPSE - DAS ENDE VON G 8. Über einhundert Schülerinnen und Schülern wurde das Reifezeugnis überreicht, von denen zwanzig mit einer Durchschnittsnote von 1,9 und besser glänzen konnten. Die besten des Abiturjahrgangs sind Luisa Kües (1,0), Eric Lensker (1,0) und Alexandra Kazakovskaya (1,2).

Feierlich eröffnet wurde die Veranstaltung vom Abichor mit dem "Hallelujah" von Lenard Cohen unter der Begleitung von Heike Späthe. Im Anschluss begrüßte Studiendirektor Andreas Langlet die anwesenden Gäste. Neben den Abiturienten und ihren Angehörigen galt sein besonderer Gruß dem scheidenden Landrat Friedrich Kethorn, anderen Vertretern der Kreistagsfraktionen, aber auch dem Bürgermeister Thomas Berling. Mit dem Motto "Abikalypse" hätten die Abiturienten ihr G8 unter ein düsteres Motto gestellt. Sie nutzten dabei, so Andreas Langlet, Metaphern des Weltuntergangs, um ihren ganz persönlichen Kampf gegen das Unwissen zu beschreiben. Die Abiturienten hätten im Vorwort ihrer Chronik formuliert, dass zwölf dunkle Jahre hinter Ihnen lägen, in denen Sie hart gearbeitet und dabei immer schon Mal wieder daran gedacht hätten aufzugeben. Doch dies haben sie nicht getan. Deshalb würden sie am heutigen Tag den Lohn dafür erhalten. Entscheidend bei der "Abikalypse" sei nämlich nicht der Untergang, entscheidend sei der Neuanfang danach. Und für diesen brächten die Abiturienten, was ihren Wissenstand und Ihr Handwerkszeug angehe, die besten Voraussetzungen mit. Andreas Langlet beendete seine Rede mit den Worten: "Mit dem heutigen Tag ist G8 Geschichte. Sie haben es überlebt! Die Zukunft beginnt heute."

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Die Grußworte des Landkreises überbrachte Landrat Friedrich Kethorn. So wie er ab dem 31. Oktober in einen neuen Lebensabschnitt trete, dürften auch die Abiturienten auf Neues hoffen. Für sie sehe die Zukunft sehr gut aus. Auch die Grafschaft könne heutzutage jungen Leuten viel bieten, es herrsche faktisch Vollbeschäftigung. Gleichzeitig forderte Friedrich Kethorn die Abiturienten aber auch zu gesellschaftspolitischem und ehrenamtlichem Einsatz auf und ermunterte sie, an der pro-europäischen Bewegung mitzuarbeiten und damit den Frieden zu fördern. Seinen Dank richtete er an die Eltern für die jahrelange Unterstützung in allen Lebenslagen, aber auch an die Kollegen des Gymnasiums Nordhorn für deren Engagement. Er hob die gute Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und dem Gymnasium Nordhorn hervor und verwies auf umfangreiche Investitionen für die Erweiterung der Räumlichkeiten und die Umgestaltung von Frentjens Kuhle. Sollte es auf Dauer zu Problemen kommen, könne man ihn ruhig anrufen. Er würde sich dann für die Belange der Schule beim neuen Landrat einsetzen, formulierte Friedrich Kethorn mit einem Schmunzeln.

Unterbrochen wurden die Gratulationen von einem Klaviersolo von Sophie Emmler. Sie erfreute das Publikum mit dem Stück "Motor Boogie" von Joja Wendt.

Dr. Heinz-Jürgen Brink gratulierte den Schülerinnen und Schülern im Namen des goldenen Abiturjahrgangs 13m2 von 1969. Damals seien die Schüler aus der gesamten Grafschaft ans Gymnasium Nordhorn gekommen, um an dieser Schule ihr Abitur ablegen zu können. Dafür seien viele von ihnen täglich mit dem Zug angereist. Zwar hätte man während der Fahrt Hausaufgaben machen oder Skat spielen können, dafür hätte man aber auch deutlich früher als heute aufstehen müssen und sei dementsprechend auch erst spät wieder zu Hause gewesen. Die Zukunft sei gegenüber damals heute weniger vorhersehbar. Wenn es aber stimmen sollte, dass sich das Wissen alle zehn Jahre verdopple, dann seien die jetzigen Abiturienten mit 32 Mal mehr Wissen aufgewachsen als der Abiturjahrgang von 1969. Heinz-Jürgen Brink wünschte den Schülern, dass sie für die Arbeitswelt und ihr Privatleben eine gesunde "Work-Life-Balance" fänden und den ihnen entsprechenden Lebensweg. Mit einem Zitat von Voltaire beendete er seine Grußworte: "Lasst uns arbeiten, ohne es zu übertreiben. Das ist das einzige Mittel, sich das Leben lebenswert zu machen. Jeder probiere, was er am besten kann, und stelle sein Talent dann in den Dienst aller. Denn die Arbeit hält uns drei große Übel vom Leibe: Langeweile, Laster und Not."

Eine Akrobatik-Show auf höchstem Niveau performten Alexandra Kazakovskaya und Beeke Damaschke, bevor Birgit Frost als Elternvertreterin den Abiturienten zur bestandenen Reifeprüfung gratulierte. Mit diesem Jahr hätte der letzte Jahrgang sein Abitur nach zwölf Jahren abgelegt. Ab dem übernächsten Jahr würden die Schüler erst wieder nach dreizehn Schuljahren, also neun Jahren am Gymnasium, ihr Abitur erhalten. Dennoch hätte es auch in diesem Jahrgang einige gegeben, die bereits jetzt ihr persönliches G9 eingeführt hätten. Das Motto "Abikalypse" deute ja eigentlich auf einen katastrophalen Ausgang einer Geschichte hin. Dieser sei jedoch nicht eingetreten. Mit dem Bestehen des Abiturs hätten die Schüler den ersten großen Meilenstein in ihrem Leben bewältigt. Einige wüssten bereits, wie es weitergehe, andere hätten wahrscheinlich noch viele Ideen im Kopf. Den Lehrern dankte Birgit Frost im Namen der Eltern für ihre tatkräftige Unterstützung und wünschte den Abiturienten, dass sie bereit für die nächsten Schritte seien, ihre neuen Freiheiten genießen könnten und vor allem wünschte sie ihnen Freude an dem, was sie ab jetzt machen würden.

Einzigartig war die Rede der beiden Lehrerinnen Heike Späthe und Anne Wessel. Sie untermalten ihre Rede mit Gesangseinlagen. Dabei hoben sie hervor, dass nicht nur die Schüler es jetzt geschafft hätten, sondern auch die Lehrer. Gerade der diesjährige Abiturjahrgang habe auch die Lehrer vor spezielle Herausforderungen gestellt. Dies läge daran, dass der Jahrgang aus biologischer Sicht eine hohe Variabilität innerhalb der Population der Abiturienten aufwies, aus chemischer Sicht ein eher heterogenes Gemisch war, aus geographischer Sicht das Humankapital in jeglicher Hinsicht große Disparitäten aufzeigte und der Jahrgang aus musikalischer Sicht nicht immer harmonisch war, sondern dissonante Klänge aufzeigte. Dennoch hätten einige der jetzigen Abiturienten die gesamte Oberstufe strukturiert, organisiert und gut vorbereitet durchlaufen. Andere hätten sich aber die gesamte Zeit über das Motto "Don`t worry, be happy" zu eigen gemacht. Bei ihnen hätten die Lehrer sich aber wenigstens keine Sorgen machen müssen, dass deren Adrenalinspiegel zu hoch ansteigen würde. Belohnt wurden viele von ihnen mit dem Abitur. Jetzt stünden die Schüler in der Verantwortung, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Deshalb müssten sie nun auch ihre Komfortzone verlassen. Dann stünde ihnen die Welt offen. Belohnt wurden Anne Wessel und Heike Späthe für ihre Vorstellung mit Standing Ovation.

Vor der Schülerrede wurde dem Publikum der unterhaltsame Abifilm präsentiert. Die Schülerrede hielten Tessa Völlink und Eric Lensker. Sie stellten fest, dass sie den Ernst des Lebens noch nicht in der Mittelstufe, sondern erst später in der Oberstufe kennengelernt hätten. Es hätten seitdem nur noch die Noten für das Abitur gezählt. Doch auch diese Zeit sei im Nachhinein viel zu schnell vorbeigegangen, man hätte neue Menschen kennengelernt und selbst in der Oberstufe noch Spaß gehabt. Sie hätten Berlin, London, Venedig, Rom und Wien erkundet und die Welt von Newton bis Julius Cäsar kennengelernt. Ihnen sei bewusst, dass sie in dieser Zeit die Nerven ihrer Eltern, Verwandten und Bekannten auf das Maximum strapaziert hätten und auch die Lehrkräfte des Gymnasiums Nordhorn nicht gerade die entspannteste Phase ihres Lebens mit ihnen gehabt hätten. Nun seien sie in der Pflicht, Ziele für ihr Leben zu formulieren, denn diese brauche man, um Erwartungen an sich selbst stellen und das Beste geben zu können. Dann könnten sie die Welt auch aktiv gestalten. Mit dem Song "You raise me up" unter der Leitung von Heike Späthe leitete der Abichor zum Höhepunkt der überaus gelungenen Entlassungsfeier über: der Aushändigung der Abiturzeugnisse. Am Abend feierten die Abiturienten ihren Abschluss zusammen mit ihren Familien und den Lehrern beim Abiturball in der Alten Weberei.


Kerstin Wörsdörfer