Ich hatte dieses Jahr das Glück, an einer einwöchigen Akademie teilzunehmen, die von der Stiftung „Bildung und Begabung“ und dem „Bildungsnetzwerk China“ durchgeführt wurde.

Mein Workshop „Die Pizza kommt in 50 Minuten“ beschäftigte sich damit, wie eine Pizzabestellung per App in China abläuft bzw. ablaufen könnte. Unsere beiden Kursleiter waren junge Erwachsene: Der eine in einem internationalen Programm bei DHL als Wirtschaftsingenieur tätig in der Prozessverschlankung und der andere angestellt bei der Deutschen Bahn, ebenfalls in der Prozessverschlankung und dem Asset-Management. Beide hatten längerfristige Aufenthalte in China und konnten deshalb detaillierte Einblicke in Alltag und Geschäftsleben geben.

Die acht Tage der Akademie verliefen wie folgt: Morgens gab es eine kurze Begrüßung durch die Akademieleitung von „Bildung und Begabung“, danach wurde bis zum Mittagessen in den jeweiligen Kursen gearbeitet. In meinem Kurs beschäftigten wir uns mit Nachhaltigkeit, Politik, Wirtschaft, dem Wirtschaftsingenieurwesen und den äußeren Umständen in China für eine Appbestellung. Das Niveau der Expertise war deutlich höher und dadurch deutlich interessanter. Jeder musste außerdem zuvor versandte Kursmaterialien durcharbeiten und dazu Kurzvorträge erstellen. Auf den Punkt gebracht: Es hat Spaß gemacht, sich mit schlauen jungen Menschen über Themen einer anderen modernen und entwickelten Welt, die für uns doch ungreifbar scheint, zu unterhalten. Die Diskussionskultur war durchgehend angenehm, aber seriös, alle wollten zu vielen Ergebnissen kommen und den größtmöglichen Ertrag aus dem Kurs erzielen.

Nachmittags ging es dann nach einer kurzen Pause zu unseren Chinesisch-Kursen. Da fast niemand Vorkenntnisse hatte, starteten alle mit demselben Kenntnisstand und erarbeiteten sich ebenfalls zusammen die Fähigkeit, ein kleines Gespräch zu führen.

Es ging weiter mit den KÜAs, den kursübergreifenden Angeboten, die mit einem Impuls der Kursleiter oder der Akademieleitung begannen. Die Kurse verselbstständigten sich dann jedoch und wurden immer mehr von Teilnehmern für Teilnehmer angeboten. Am Ende gab es von Kantonesisch-KÜA über die Fitness-KÜA bis hin zum Wohnzimmer, in dem der persönliche Austausch im Vordergrund stand, alles Mögliche im Angebot. Kein Wunder bei 140 engagierten Schülern mit vielfältig ausgeprägten Talenten.

Nach dem Nachmittagsprogramm ging es, abgesehen von einem Tag, an dem zusammen mit allen Teilnehmern, einem Chefkoch aus der chinesischen Küche und einer Chinesin aus der Akademieleitung gekocht wurde, zum Abendessen. Das Abendprogramm war mit Liveschalten zu einer chinesischen Schule, einem Rundgang durch Shanghai, Gesprächen mit Experten aus dem „Bildungsnetzwerk China“ und weiteren Professoren aus dem weiten Feld der Sinologie gespickt. Das Resultat war beeindruckend: Jeder Aspekt Chinas wurde von allen Seiten beleuchtet und alle Fragen, die zu Anfang im Hinblick auf Kultur, Staat, Wirtschaft oder Alltag in China aufkamen, wurden beantwortet und ausdiskutiert.

Abgesehen von unglaublicher Bildung, die die DSA China mit sich bringt, muss ich als persönliches Fazit sagen, dass ich Bekanntschaften machen konnte mit Jugendlichen, die ähnlich ambitioniert sind und auch Lust haben, sich neben der Schule zu engagieren. Diese Freundschaften sind also, obwohl die gesamte Akademie online stattfand, trotzdem entstanden. Man kann sich demnach nur ausmalen, wie schön und interessant eine solche Akademie in Präsenz sein kann.

Justus Scheper