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Gleich zwei Workshops forderten die Schülerinnen und Schüler des Seminarfachs "Gesundheit, Frau und Mann in Kunst und Literatur" in der vergangenen Woche.

Workshop 1 "Horror vacui"

Am Mittwoch tauchte das Seminarfach zunächst in die Malerei von Dorothee Diebold ein. Sind das Bilder oder Skulpturen in der aktuellen Ausstellung der Städtischen Galerie? Aus den Wänden und Decken kriechen amorphe Gebilde in den Raum. Mit Farbe geht die Künstlerin nur sparsam um, aber dann entdeckt man die verschiedenen Schattierungen des Graus und auch im Schwarz verstecken sich Rot und Blau. Und Glitzer! Sind es Fischwesen, vielleicht Rochen oder Wale? Oder Gletscher, die absterben?

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Karin Heidinger-Pena von der Kunstschule der Städtischen Galerie hat den Gästen keine einfachen Antworten präsentiert, sondern die Vorgehensweise der jungen Malerin Diebold erklärt. Sie arbeite auf nichtgrundierter Leinwand, lasse die Farben durchscheinen und stopfe die Leinwand teilweise aus. Nach der Begegnung mit den Werken von Diebold bekamen die Seminarteilnehmerinnen und - teilnehmer Leinwände und drei Farben: Schwarz, Weiß und Blau. Auf den abgeschliffenen Leinwänden versuchten sich die Schülerinnen und Schüler in der Technik von Diebold. Zuvor hatte die Voluntärin der Kunstschule, Nele Overhageböck, Tipps formuliert, wie der Horror Vacui, die Angst vor der weißen Leinwand, bezwungen werden kann: Hab Mut zur Häßlichkeit! Lass dich inspirieren! Fang an! Overhageböcks Tipps schienen  die Teilnehmenden gar nicht zu brauchen. Ohne zu zögern, machten sie sich an die Arbeit und es entstanden Bilder zum größten Teil in der neuen Technik, die die Leinwand durchschimmern ließ und die mit Farbschichten experimentierte. Ihre Kunstlehrerin, Thea Lambers, war begeistert: "Ihr arbeitet abstrakt!"

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Workshop 2 "Poetry Slam"

Am Freitag und Samstag führte die Slamerin Tabea Farnbacher in das kreative Schreiben ein. In dem schönen Raum der alten Cafeteria waren die Aufgaben am Freitagnachmittag noch einfach. Es wurden Reimwörter gesucht, zu Schlagworten Assoziationen aufgeschrieben, gemeinsam Vierzeiler formuliert und Geschichten verfasst. Vorgetragen werden musste gar nichts. Trotzdem trauten sich einzelne, ihre neuen Texte dem Publikum zu präsentieren. Am Samstagmorgen warteten 15 verschiedene Schreibaufgaben auf die Teilnehmenden. Einzige Aufgabe bis zum Mittagessen: Schreib einen Text, den du am Nachmittag auf die Bühne bringst. Die große Freiheit wurde zum großen Problem. Jetzt war die Angst nicht vor der weißen Leinwand, aber durchaus vor dem weißen Papier zu spüren. Die Erfahrung der Dozentin löste aber die Schreibblockaden. Sie gab dem Kurs neue Schreibinspirationen und kleine Aufgaben und unmerklich bekamen die Erasmusschülerinnen und -schüler auch ihre große Schreibaufgabe in den Griff. Am Nachmittag erhielten die persönlichen, witzigen, auch traurigen Geschichten ein erstes Publikum. Immer wertschätzend kommentierten die Teilnehmenden und die Dozentin die Geschichten, Szenen und Gedichte. In einer weiteren Phase wurden Textpassagen verbessert, ergänzt und auch gestrichen. Am Ende der Woche gesellte sich so zu dem Bild noch ein sprachliches Kunstwerk. 

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Und nun?

Kurz vor den Weihnachtsferien haben die Erasmusschülerinnen und -schüler nun die Qual der Wahl. Soll der Kern ihrer Facharbeit ein poetischer Text sein? Ein Comic? Ein Sketch? Ein Videoclip? Ein Plakat? Dass sie die Angst vor dem weißen Papier bezwingen können, haben sie in den zwei Workshops erlebt.

Kirsten Rigterink