"Verzerrte Sichtweisen – Syrer bei uns"

 

So heißt das erst im letzten Jahr erschienene zweite Buch der deutschen Journalistin Kristin Helberg. Einen Vortag über ihre Erfahrungen, die Helberg während ihres Aufenthaltes in Syrien von 2001 bis 2008 gemacht hat, und Ausschnitte aus ihrem Buch hörten sich die Schülerinnen und Schüler der ERASMUS–Seminarfächer der Jahrgangsstufe 11 am Donnerstagabend, den 21.09.2017, in der VHS in Nordhorn an.

 

Laut Helberg sind unter den seit 2011 etwa 600 000 Flüchtlingen aus Syrien die meisten das erste Mal im Ausland und damit von ihrem gewohnten Kulturkreis getrennt. Daher sei es für diese in Europa anfangs schwer, sich aufgrund der kulturellen Unterschiede zurechtzufinden und zu integrieren. Der Vergleich, dass Syrer sich bei uns so verloren fühlen wie ein deutscher Landwirt, z.B. aus der Grafschaft, der plötzlich nach Tokio müsse, sorgte für Heiterkeit im Publikum.

 

Weiterhin beschrieb sie, dass sie selbst die Syrer während ihres siebenjährigen Aufenthaltes als Journalistin des NDR in Syrien als offen, barmherzig und hilfsbereit kennengelernt habe. Im Gegenzug jedoch wirke die deutsche Gesellschaft auf Syrer eher verschlossen. Neben den gesellschaftlichen Unterschieden gebe es aber auch viele rechtsextreme Personen, die die Integration hierzulande erheblich behindern, da sie sich gegen fremde Religionen und Kulturen aussprechen.

 

Gemäß Helberg gibt es daher drei Ansichten, die beachtet werden müssten, um eine erfolgreiche Integration zu ermöglichen: Zum einen, dass der Islam keine Antithese zum Westen darstelle. Dies erklärte sie dadurch, dass das Christentum aus dem Nahen Osten stamme und durch Paulus, der aus dem türkisch-syrischen Grenzgebiet komme, verbreitet wurde. Als zweiten Aspekt nennt sie, dass Muslime nicht nur durch ihre Religion in ihrem Handeln beeinflusst würden, auch sozioökonomische, soziale und andere Faktoren bewirkten bestimmte Wesenszüge. Aufgrund dieses überschätzten Einfluss des Islams auf Menschen komme es zu Vorurteilen gegenüber Muslimen. Als drittes fordert sie, dass der Islam in der westlichen Gesellschaft normalisiert werden soll und nicht als negative Projektionsfläche genutzt wird.

 

Dieser Vortrag rief im Publikum einige Fragen zu den Zuständen in Syrien oder politischen Themen der Integration, wie einem Burka-Verbot, hervor. Diese beantwortete Helberg in der an den Vortrag anschließenden Diskussion, an der sich auch die SchülerInnen des Gymnasiums Nordhorn rege beteiligten.

 

Alina Bohlen und Annica Eilermann , ERASMUS-Seminarfach "Migration und Globalisierung", Jgst. 11

 

Das Foto zeigt einige der SeminarfachteilnehmerInnen unserer Schule mit Kristin Helberg.