Unter dem selbstironischen Motto „LeckAbierchen – beim 100. geht’s richtig los!“ verabschiedete das Gymnasium Nordhorn am 28. Juni 2025 seinen Abiturjahrgang – den Jubiläumsjahrgang im 100. Jahr der Schulgeschichte. In einer gleichermaßen würdevollen wie bewegenden Entlassfeier im Konzert- und Theatersaal erhielten 101 Schülerinnen und Schüler ihr Abiturzeugnis, darunter Mira Brookmann, Sarmad Al-Alwan, Nils Busch und Daniel Noch mit der Bestnote 1,0.

Eröffnet wurde der Festakt vom Orchester des Abiturjahrgangs mit „I’m Still Standing“, bevor der Schulleiter Andreas Langlet in seiner Laudatio nicht nur die Leistungen der Abiturientinnen und Abiturienten würdigte, sondern auch kritische und mahnende Worte an die junge Generation richtete. „Wir feiern heute nicht nur das Ende eines wichtigen Kapitels, sondern auch den Beginn eines neuen, spannenden Weges“, hieß es in seiner Begrüßungsrede. Die Absolventen hätten mit Ausdauer, Engagement und Entschlossenheit bewiesen, was in ihnen steckt. Jeder von ihnen habe seine ganz persönliche Reise hinter sich – mit Herausforderungen, Erfolgen und wertvollen Erfahrungen. „Herzliche Glückwünsche an Sie alle, die Sie nun bereit sind, neue Wege zu gehen – sei es an der Universität, in einer Ausbildung oder auf anderen spannenden Pfaden. Sie haben bewiesen, dass Sie intelligent, engagiert und fähig sind. Sie haben das Potential, Großes zu erreichen.“ So sei 36-mal die Note 1,5 in den Abiturprüfungen vergeben worden. Das habe es noch nie gegeben! Den Eltern dankte Andreas Langlet für ihre langjährige Unterstützung sowie den Lehrkräften für den engagierten Einsatz. Der Schulträger, der Förderkreis und Vertreter der Politik wurden für ihre wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung der Schule gewürdigt.

Es folgte die Ansprache der Kreisrätin Gunda Gülker-Alsmeier, die – mit ebenso viel Charme wie Nachdenklichkeit – eine Verbindung zwischen Jubiläum, Verantwortung und gesellschaftlicher Zukunft herstellte. „Sie sind der Abi-Jahrgang im großen Jubiläumsjahr des Gymnasiums Nordhorn. Und es wurde bereits im Vorfeld gemunkelt, dass es sich bei Ihnen – wie es sich für einen Jubiläumsjahrgang gehört – um einen besonders guten Jahrgang handelt.“ Das Motto verband sie mit einer nachdrücklichen Botschaft: „Irgendwann geht’s los! Aber was denn? Sie werden gebraucht: in Pflege, Technik, Bildung, Handwerk, Medizin. Kommen Sie bitte in die Hufe.“ Dabei nahm sie kritische Stimmen über die Generation Z auf, entkräftete sie aber zugleich mit einem ehrlichen Perspektivwechsel. „Ich habe eigentlich kein Recht, Forderungen zu stellen. Meine Generation – die Babyboomer – hat es nicht immer besser gemacht. Aber vielleicht darf ich Ihnen mitgeben: Folgen Sie Ihrem Herzen. Machen Sie etwas Sinnvolles, für sich und für die Gesellschaft.“ Mit einem Rückblick auf die 100-jährige Schulgeschichte des Gymnasiums – vom Provisorium im Gemeindehaus mit 16 Schülern bis zur modernen Europaschule mit über 1.000 Lernenden – schlug sie den Bogen zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Nach der überaus glänzenden und emotional dargebotenen Interpretation des Songs „From Now On“ durch Mira Brookmann betraten Thea Lambers und Susanne Munk in Vertretung für das Kollegium mit Schulranzen auf dem Rücken die Bühne. Ihnen sei es nicht leichtgefallen, das in sie gesetzte Vertrauen der ihnen bis vor kurzem Anvertrauten als Rednerinnen zu rechtfertigen. Und da die jungen Leute demnächst viele neue Wege gehen müssten, auch geografisch, hätten sie sich dem angeschlossen: So entstand ein humorvoller, charmanter, aber auch tiefgründiger Dialog, bei dem Thea Lambers und Susanne Munk den oftmals stressigen Schulalltag aufs Korn nahmen und damit für viele Lacher im Publikum sorgten. Anhand von Schülerzitaten und persönlichen Eindrücken reflektierten sie amüsant über die letzten beiden Jahre und beglückwünschten von ganzem Herzen die Abiturienten, die sich trotz Corona und häufig defekter Technik, trotz Untiefen und drohender Riffe des deutschen Schulsystems, mal mit, mal ohne familiäre Lotsen durch ihre Schulzeit lavierten hätten, und zwar überaus erfolgreich. „Wenn man jetzt darüber nachdenkt, wen man während der Videokonferenzen im Corona-Lockdown so alles im Schlafanzug gesehen hat ...“. Die Quintessenz war: Wenn die Jugendlichen ihre jetzige Wirkungsstätte verlassen und studieren gehen oder einen Beruf ergreifen würden, sollten sie mit Leidenschaft dabei sein, nicht nur an sich selbst, sondern auch an andere denken, damit sie abends mit geradem Rücken in den Spiegel schauen und sich dann, wenn es niemand sehe, auf die Schultern klopfen könnten.

Der Chor des Jahrgangs bot stimmgewaltig die Songs „A Million Dreams“ und „I See You“ dar. Die Rede der Schülervertreter wurde von Maja Sommer und Daniel Noch gehalten. Dieser erläuterte das Abi-Motto: Es gehe nicht nur ums Trinken, sondern vielmehr verdeutliche das Motto auch, mal offline zu sein, Zeit mit Freunden zu genießen. Es verkörpere eine gewisse Lässigkeit, die Forderung danach, das Leben nicht immer so ernst zu nehmen. Aber trotzdem könne sich dieser Jahrgang mit einem hervorragenden Abiturergebnis sehen lassen. Er und Maja freuten sich darüber, so Daniel Noch mit einem Schmunzeln im Gesicht, die heißumkämpfte und langersehnte Abiturrede stellvertretend für den gesamten Jahrgang halten zu dürfen. Spritzig verabschiedeten sie sich als der 100. Abiturjahrgang des Gymnasiums Nordhorn von ihrer Schulzeit. Auch sie blickten humorvoll auf digitale Pannen, chaotische Kursfahrten, Corona-Unterricht in Jogginghose und die legendäre Mottowoche zurück – inklusive Bananenkostümen, Bollerwägen und lautem Musikstart um 6 Uhr morgens, dankten aber auch den Lehrkräften, Familien und auch sich selbst. Trotz aller Höhen und Tiefen habe man zusammengehalten, gelacht und gelernt. Ihr Fazit: Vieles vergisst man, aber nicht die Menschen, mit denen man es erlebt hat. Und am Wochenende denkt man künftig nur noch an eins – nicht an Hausaufgaben.

Der Abifilm und die Zeugnisvergabe – begleitet von viel Applaus und Stolz auf Seiten der Familien, Freunde und Lehrkräfte – rundeten die gelungene Veranstaltung ab. Den stimmungsvollen Abschluss bildete der traditionelle Sektempfang, bevor am Abend im Saal der Alten Weberei der große Ball mit Musik und Tanz das stilvolle Finale für eine besondere Schulgeneration krönte.

Kerstin Wörsdörfer