Wie wir Methoden lernen

Ein Werkstattbericht über die Renovierung und den Umbau unseres Methodenkonzepts

Seit einiger Zeit heißt es für die Schülerinnen und Schüler [SuS] im Sekundarstufe-I-Bereich unserer Schule am Tag vor den Halbjahreszeugnissen: Methodenschulung. Immer wieder sind Fragen zu hören, was sich hinter dem Methodenkonzept verbirgt und warum eine solche Methodenschulung an unserer Schule fest verankert ist. Hierzu nun das Wichtigste in Kürze.

Das Lernen und Reflektieren von Methoden gehören ebenso grundlegend zur Schulbildung wie das Erlernen bestimmter Inhalte. Der Erlass „Die Arbeit in den Schuljahrgängen 5 bis 10 des Gymnasiums“ (neueste Fassung, aktuell noch Entwurf) regelt zudem, dass jedes Gymnasium „ein fächerübergreifendes Methoden- und Medienbildungskonzept“ (Punkt 4.13) zu entwickeln hat.

Aufbau auf Vorhandenem und Kritik am alten Methodenkonzept: Unsere Schule hatte ein Methodenkonzept, mit dem einige Jahre gearbeitet wurde und das auf überfachliche Fertigkeiten und Methoden setzte. Hier hatte manche Kollegin und mancher Kollege bereits einiges an Arbeit investiert, von der wir bis heute profitieren. Allerdings wurde dieses Methodenkonzept auch kritisch gesehen.

  • Sinn und Zweck einzelner Methoden waren für SuS nicht immer ersichtlich.
  • Es fehlte oft ein Bezug zum aktuellen Unterricht, da einige zuvor erlernte Methoden im Unterricht nicht angewendet wurden.
  • Damit fehlte auch die Verbindlichkeit in der Weiterverwendung der Methoden.
  • Es gab eine starke Belastung der Klassenleitungen bei gleichzeitiger Aussparung von Nicht-Klassenleitenden.
  • Manche Kolleginnen und Kollegen fühlten sich unsicher bei der Vermittlung von für sie fachfremden Methoden.
  • Die Trennung zwischen Methode, Sozialform und sozialem Lernen im Ganzen war unklar.
  • Es fehlte ein Bezug zur Nutzung von zeitgemäßen Medien.

Diese Aufzählung ist sicherlich unvollständig, deutet aber an, vor welcher Aufgabe wir bei der Anpassung des Methodenkonzepts standen. Wir, das sind die Kolleginnen Jessika Heils, Christine Röttger, Nina Kappey sowie Andreas Langlet und ich. Als Beauftragter für das Medienkonzept ist Peter Scholz ebenfalls Teil des Methodenkonzept-Teams, das sich kurzerhand den selbstbewusst, um nicht zu sagen überheblich klingenden Namen MeTa gegeben hat.

Die folgenden Ideen und Ziele des Umbaus des Methodenkonzepts standen für uns im Vordergrund und so wollten wir sie umsetzen:

Ideen und Ziele

Konkrete Umsetzung

  1. Entlastung der Klassenleitungen durch Einbindung (möglichst) aller Kolleginnen und Kollegen.
  • Wir arbeiten in Expertenteams. Diese bestehen i. d. R. aus zwei Kolleginnen bzw. Kollegen. Mindestens eine/einer von beiden unterrichtet das betreffende Fach selbst.
  • Methodentage nicht mehr notwendig an Klassenleitung gekoppelt (ausgenommen: Jg. 5)
  • Jede Kollegin und jeder Kollege kann eingesetzt werden.
    Denn:
  • Jede und jeder ist in einem der Jahrgänge 6-10 als Expertin oder als Experte geführt und ist mit mindestens einer Kernmethode so vertraut, dass sie/er ggf. auch alleine vermitteln könnte.
  1. Steigerung der Sinnperspektive beim Methodenlernen und damit verbunden eine Hoffnung auf Motivationsgewinne bei den Schülerinnen und Schülern.
  • Wir bieten ein überschaubares, transparentes und spiralcurricular aufgebautes Methodentraining bis einschließlich Jg. 10 an.
  • In den Jg. 6-10 werden Kernmethoden eingeübt, die ab dem Moment ihrer Einführung als bekannt vorausgesetzt werden.
  • Wir bemühen uns um Vernetzungen mit dem Medienkonzept (siehe 5).
  1. Steigerung der unterrichtlichen Verbindlichkeit, eingeübte Methoden im Fachunterricht auch anzuwenden.
  • Eingeübte Kernmethoden werden – sofern es von den Fachkollegien als didaktisch passend befürwortet wird – im Fachunterricht verbindlich aufgenommen und angewendet.
  • Eingeübte Kernmethoden werden in der Oberstufe als bekannt und gekonnt vorausgesetzt. Dies entlastet alle in der Oberstufe unterrichtenden Kolleginnen und Kollegen und schafft eine gewisse methodische Kenntnisbasis, von der ausgegangen werden kann.
  1. Steigerung der fachlich-inhaltlichen Relevanz von einzuübenden Methoden.
  • Die in den Jg. 6-10 behandelten Kernmethoden sind Fachmethoden: Jede Methode spielt fachdidaktischen Erwägungen zu!
  • Gelernt und geübt wird an Beispielen, die so auch im Fachunterricht vorkommen könnten.
  • Hiermit betonen wir einen gymnasialen Aspekt: Denn gerade das Gymnasium zeichnet sich als Schulform seit jeher dadurch aus, dass hinter jedem unterrichteten Fach eine wissenschaftliche Disziplin und eine traditionsreiche Fachdidaktik steht.

Hinweis: Der Methodentag in Jg. 5 wird recht frei von Vorgaben gestaltet. Es gibt zwar Vorschläge, die Entscheidung liegt aber immer bei der jeweiligen Klassenleitung.

  1. Deutlichere Verknüpfung des Methodenlernens mit dem Medienkonzept.
  • Die Kernmethodencurricula berücksichtigen sowohl die Nutzung zeitgemäßer Medien als auch deren kritische Reflexion (deutlich z. B. in Jg. 7).
  • Die Nutzung von KI – als Chance und als Gefahr – wird noch thematisch angemessen eingepflegt.
  1. Schaffung eines flexiblen Methodenkonzepts, das aus klar definierten Einzelbausteinen besteht, die auch verändert werden können, falls sich die Notwendigkeit dazu ergibt.
  • Die Kernmethoden sind aus einer Synopse aller Schulcurricula entstanden und den einzelnen Jahrgängen zugeordnet worden. Der Kern steht fest, die didaktische Kontextualisierung kann variieren.
  • Sollte es veränderte methodische (oder medial-technische) Anforderungen geben, kann flexibel reagiert werden.
  1. Wir wollen das beibehalten, was sich bewährt hatte.
  • Wir haben einige Elemente beibehalten, z. B. in den Programmvorschlägen für Jg. 5.

 

Methodenkonzept aktuell: Aktuell haben wir ein zweistufiges Methodenkonzept.

„Methodentag I“: Ende Januar findet der Methodentag I statt, bei dem in vier Schulstunden die jeweiligen Kernmethoden vorgestellt und vermittelt werden. In Jahrgang 5 müssen keine Kernmethoden behandelt werden, hier obliegt die genaue Planung den Klassenleitungen, die dafür sechs Stunden Zeit haben. Kernmethoden sind in …

  • … Jg. 6: Erlernen von Vokabeln und Fachbegriffen. Zuständig sind alle Fremdsprachen.
  • … Jg. 7: Recherche und Bewertung. Zuständig sind die Naturwissenschaften Biologie, Physik und Chemie.
  • … Jg. 8: Arbeit mit Statistik. Zuständig sind die Fächer Mathematik, Sport und Informatik.
  • … Jg. 9: Recherche, Dokumentation und Präsentation. Zuständig sind alle Fächer des Aufgabenfeldes B.
  • … Jg. 10: Analyse und Argumentation. Zuständig sind die Fächer Deutsch, Musik und Kunst.

Diese Kernmethoden sollen dann im Fachunterricht der folgenden beiden Halbjahre vertiefend behandelt werden. Diese Vertiefung bildet den …

„Methodentag II“: Der zweite Methodentag erfolgt als konkrete und im Fachcurriculum der einzelnen Fächer verankerte Anwendung der Kernmethoden im Unterricht. Somit ist es kein Methodentag im eigentlichen Sinne. Vielmehr ist es Aufgabe der einzelnen Fächer, die Kernmethoden nachhaltig und effektiv zu machen. Die SuS erfahren so, dass sie relevante Methoden gelernt haben, mit denen sie etwas anfangen können. Wie genau dies erfolgen soll, ist momentan Gegenstand unserer gemeinsamen Überlegungen.

Ein Ausblick: Wir verstehen unser Methodenkonzept als ein dynamisches, sodass es im Laufe der Zeit verändert oder angepasst werden kann – beispielsweise durch eine weitere Verzahnung mit dem Medienkonzept. Eine große Herausforderung stellt dabei sicherlich die methodenkonzeptuelle Reaktion auf den Umgang mit Künstlicher Intelligenz dar. Damit verknüpft ist die Frage, welche grundlegenden Fertigkeiten in der Lebens- und Arbeitswelt von heute und morgen stärker benötigt werden.

Fest steht aber, dass Methodenlernen seinen festen Platz im Schulalltag haben und behalten muss.

Martin Krol (für das MeTa)