Am Freitag, den 29. August 2025, wurde das Gymnasium Nordhorn zum Ort bewegender Erinnerungen: 28 ehemalige Schülerinnen und Schüler der Abiturjahrgänge 1950 bis 1964 kehrten – teils nach Jahrzehnten – an ihre alte Schule zurück. Mit dabei war als ältester Abiturient Horst-Günther Stacharowsky, Abiturjahrgang 1950.

Begrüßt wurden die Gäste in der historischen Aula vom Schulleiter Andreas Langlet und von Jan Leutenantsmeyer, dem ehemaligen Koordinator der Oberstufe, der gemeinsam mit Lars Schoppmann das Treffen organisiert hatte.

Dort nahm er die Gäste mit auf eine Zeitreise in die Anfänge unserer Schule: In einer Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche und Reformen zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand der Wunsch, auch Kindern aus weniger privilegierten Verhältnissen den Zugang zu höherer Bildung zu ermöglichen – so auch in Nordhorn. Die Initiative zur Schulgründung kam aus der Region selbst – getragen von engagierten Persönlichkeiten, politischem Willen und dem Vertrauen in Bildung als Zukunftschance. Am 16. April 1925 konnte der Unterricht mit 16 Schülerinnen und Schülern beginnen – darunter bereits fünf Mädchen, obwohl die offizielle Genehmigung zunächst nur für die „männliche Jugend“ galt. Die Oberrealschule in Aufbauform war eine vom Freistaat Preußen 1922 neu eingeführte Schulform, die bewusst stärker auf Naturwissenschaften statt auf klassische Sprachen setzte und besonders für ländliche Regionen gedacht war, in denen es damals keine Gymnasien gab. Aufgelockert wurde die Zeitreise durch Anekdoten aus den Anfangsjahren und Bildmaterial – vom alten Klassenfoto bis hin zu historischen Aufnahmen des Schulgebäudes.

Im Anschluss begaben sich die Gäste auf einen Rundgang durch das heutige Schulgebäude. Dabei trafen sie auf viele vertraute Ecken – alte Klassenzimmer, lange Flure, der frühere Kunstraum, in dem noch heute an den gleichen Tischen gearbeitet wird wie vor 100 Jahren. Auch die ehemalige Sporthalle konnten sie besichtigen – heute ein Ort für den Musikunterricht.

Zwischen digitalen Tafeln und modernen Fachräumen begegnete man auch vertrauten Ecken und altbekannten Details – ein Mix aus Wandel und Kontinuität.

Nach dem Rundgang wurde es gemütlich: Bei Kaffee, Kuchen und guten Gesprächen wurde gelacht, erzählt und auch nachdenklich zurückgeblickt.

Besonders bewegend war der Bericht von Horst-Günther Stacharowsky, der seine Aufnahmeprüfung am 22. Juni 1941 ablegte – dem Tag des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion. Seine Schulzeit war geprägt von Luftalarmen, Unterrichtsausfällen und dem zähen Neubeginn nach dem Krieg. Sehr eindrücklich schilderte er, wie er täglich mit dem Zug von Bentheim nach Nordhorn pendelte. Bei Luftangriffen mussten alle den Zug verlassen und in Deckung gehen – ein Erlebnis, das er nie vergessen hat. Auch in der Schule selbst bedeuteten Fliegeralarme: Innerhalb von 15 Minuten musste das gesamte Gebäude evakuiert werden.

Trotz dieser ernsten Erinnerungen kam auch das Lachen nicht zu kurz: In lockerer Runde wurden Anekdoten ausgetauscht, alte Geschichten hervorgeholt und über die Lebenswege seit dem Abitur gesprochen. Ein Teilnehmer brachte es am Ende des Nachmittags auf den Punkt: „Das Gymnasium Nordhorn war für uns mehr als nur ein Ort des Lernens.“

Kerstin Wörsdörfer und Jan Leutenantsmeyer