Die Deutschen Schülerakademien (DSA) – Was ist das überhaupt?

Die Deutschen Schülerakademien sind Akademien, bei denen sich Schüler:innen aus ganz Deutschland zusammenfinden, um über den Zeitraum von 16 Tagen intensiv an einem Thema wissenschaftlich zu arbeiten. Sobald man den Bewerbungsprozess bestanden hat, kann man zwischen verschiedensten Kursen wählen, die ein sehr breites Spektrum abdecken und auf verschiedene Standorte in Deutschland und der Welt verteilt sind. Auf einer Akademie gibt es vier bis sechs Kurse, die jeweils 16 Personen fassen.

Während der Akademie beschäftigt man sich allerdings nicht nur mit seinem Kursthema, sondern kann an „kursübergreifenden Angeboten“ (KüA) teilnehmen, die sowohl von den Kurs- und Akademieleiter:innen als auch von den Teilnehmer:innen organisiert werden. Die KüA sind in ihrer Gestaltung völlig frei und können von Musik und Theater über Brettspiele und Sport bis hin zu Fremdsprachen und den Unterschieden der Taschenrechner in den verschiedenen Bundesländern handeln.

Meine Akademie-Erfahrung

Auf dem Papier klingen die DSA schon sehr spannend, aber um den „Spirit“ der Akademie wirklich verstehen zu können, muss man eigentlich da gewesen sein. Da jede Akademie individuell ist, kann ich nur von meiner ganz eigenen Erfahrung berichten.

Die Grovesmühle

Meine DSA hat im Landschulheim Grovesmühle stattgefunden, das während der Schulzeit ein Internat und im Sommer ein Standort für Akademien ist. Die Grovesmühle ist ein alter Gebäudekomplex von 1791, der größtenteils im Fachwerkstil gebaut wurde. Das Gelände befindet sich direkt am Fuße des Brockens im Nordharz in Sachsen-Anhalt, ist von kleinen Bächen durchzogen und aufgrund seiner Lage stark in die Natur integriert. Wenn man die Grovesmühle zum ersten Mal sieht, könnte man meinen, man sei in Hogwarts aus Harry Potter – und angesichts der nicht ganz formgenauen Architektur und des Alters ist dieser Gedanke gar nicht so abwegig.

Kurs 3.5 – Stadt, Land, Fluss

Sobald man bei den DSA angenommen wurde, wird man aufgefordert, aus zahlreichen Kursen fünf Favoriten zu wählen. Meine Wahl ist dabei unter anderem auf den Kurs „Stadt, Land, Fluss“ gefallen. Der Name klingt verspielt, doch das Thema ist für mich hochinteressant: Karten.

Während unserer Kurszeit haben wir uns wissenschaftlich mit verschiedenen Aspekten von Karten auseinandergesetzt. Wir haben uns mit historischen Karten befasst, ihre Symboliken analysiert, sie miteinander verglichen und geklärt, was eine gute Karte überhaupt ausmacht. Darüber hinaus war eines der Kernthemen die Geodäsie, also die Mathematik von Karten. Diese beinhaltete die Projektion von Karten auf zweidimensionale Flächen und die Herleitung sowie Anwendung von Triangulation durch den Sinus- bzw. Kosinussatz.

Die Triangulation haben wir genutzt, um mit einem historischen Theodolit den Innenhof der Grovesmühle in Quadratguido (gd² = 1,8 m × 1,8 m) (Guido ist der Vorname der Akademieleitung) zu vermessen und den Umgang mit einer Totalstation zu erlernen.

Eine Fähigkeit, die wir ebenfalls während der Kurszeit erlernt haben, war das wissenschaftliche Dokumentieren von gewonnenen Erkenntnissen. Die „Doku“ unterscheidet sich stark von Arbeiten aus der Schule, da man nicht einfach einen Text schreibt und diesen bewertet zurückbekommt, sondern lernt, wie der Weg einer wissenschaftlichen Arbeit zur Publikation funktioniert. „Feedback“ war dabei ein zentraler Begriff. Ein Text wird aufgesetzt, eingereicht und auf Rechtschreibung und Verständlichkeit bewertet zurückgegeben, woraufhin eine zweite Version erstellt werden muss. Dieser „Feedback-Loop“ konnte bis zu acht Schleifen beinhalten, bis der Text wirklich perfekt war.

Das ganze Dazulernen erfolgte jedoch nicht in Form von Frontalunterricht, sondern war vielmehr eine Zusammenarbeit zwischen unseren Kursleiter:innen und den Teilnehmer:innen. Es wurde gelacht, diskutiert und gemeinsam gearbeitet.

Neben der Kurszeit

Die Kurszeit hat insgesamt etwa die Hälfte der Akademiezeit ausgemacht. Neben Essen und (wenig) Schlaf gab es noch die Freizeitgestaltung in Form der KüA, die von einer unglaublichen Dynamik zwischen den einzelnen Teilnehmer:innen sowie Akademie- und Kursleiter:innen geprägt war.

Als KüA hat es Brettspielabende bis weit über Mitternacht hinaus gegeben; es wurde gemeinsam Geoguessr gespielt, gestrickt, über das deutsche Schulsystem philosophiert, Musik gemacht und Theater gespielt, Fremdsprachen gelernt und gesprochen, programmiert, gelacht, gerätselt, Memes erstellt, Sport gemacht, jeden Morgen beim Plenum die aktuellen Nachrichten durch die „DSAschau“ verkündet, „U-Boot gesurft“, wissenschaftlich und politisch debattiert und diskutiert und, und, und … Die Liste der Möglichkeiten, seine (Nischen-)Interessen auszuleben, war schier endlos.

Darüber hinaus gab es noch Partys, einen bunten Abend, ein Sportturnier, ein Konzert und Exkursionen in den Harz, an die ehemalige deutsch-deutsche Grenze oder nach Halberstadt.

Bei all diesen Aktivitäten sind immer wieder die Motivation, das Wissen und der Enthusiasmus aufgefallen, die die anderen Teilnehmer:innen mitgebracht haben. Es hat nichts gegeben, was keinen Spaß gemacht hätte.

Was habe ich von meiner Akademie-Erfahrung mitgenommen?

Während der Zeit auf der Grovesmühle habe ich so viel gelernt – nicht nur, wie man trianguliert oder einen Text verfasst, sondern auch, was für spannende und großartige Menschen es gibt. Es sind Insider, Spiele, Memes und Momente mit diesen Menschen entstanden, die ich wohl mein ganzes Leben lang nicht vergessen werde. Die Gemeinschaft auf einer DSA ist wirklich einzigartig, und während der Sommerferien zwei Wochen lang früh aufzustehen, ist es definitiv wert, um all das zu erleben.

Joris Max Konjetzky